Die Lambertikirche in Münster

Wer sich auf einen gemütlichen Stadtrundgang durch Münsters malerische Altstadt begibt, dem fällt sofort die imposante Erscheinung der Lambertikirche Münster auf, deren neugotischer Turm die Innenstadt überragt und auch von Weitem einen optimalen Orientierungspunkt darstellt. Es lohnt sich jedoch auch, die Lambertikirche von Nahem eingehend zu betrachten. Der aufmerksame Besucher wird eine Vielzahl an Besonderheiten feststellen können.

Die Lambertikirche Münster blickt auf eine lange und traditionsreiche Geschichte als Marktkirche zurück, die seit eh und je eng mit jener der Stadt Münster verknüpft ist. Vorgängerbauten sind seit dem Jahr 1000 historisch belegt, wenngleich sie sich in Form und Größe deutlich von dem heutigen Gebäude unterschieden.

Die Anfänge der Lambertikirche Münster

Besonders interessant ist der Standpunkt der Lambertikirche: Sie entstand, strategisch gelegen, am Kreuzungspunkt alter Handelswege, damals noch als kleine Holzkirche. Heute kennzeichnet sie das nördliche Ende des Prinzipalmarkt, der an dieser Stelle nahtlos in den Roggenmarkt übergeht. Der Namenspatron der Lambertikirche Münster ist der heilige Lambert von Lüttich, der im 7. Jahrhundert gewirkt hat.
Rund 100 Jahre nach der Errichtung des ersten Vorgängerbaus wurde dieser durch ein Steingebäude ersetzt, um etwa 1150 herum eine gewölbte einschiffige romanische Kirche gebaut, die wiederum im 13. Jahrhundert durch eine gotische dreischiffige Hallenkirche ersetzt wurde. Beeindruckend: der romanische Westturm überdauerte die Zeit bis ins 19. Jahrhundert und wurde bis ins 13. Jahrhundert auf immerhin eine Höhe von 40 Metern aufgestockt!

Das heutige Gebäude der Lambertikirche Münster entstand im Zeitraum 1375 bis 1525. Als Baumaterial diente echter Baumberger Sandstein, der in den unweit von Münster gelegenen Baumbergen abgebaut wurde und überdies bei der Errichtung einer Vielzahl von Gebäuden in der Stadt Verwendung fand.
Weitere Umbaumaßnahmen fanden im 16. Jahrhundert statt. Der ursprüngliche Plan, einen neuen Westturm zu errichten, der dem zu diesem Zeitpunkt bereits spätgotischen Kirchengebäude entsprechen würde, konnte aus fehlenden finanziellen Mitteln nicht umgesetzt werden. Stattdessen wurde der Turm um ein weiteres Glockengeschoss erweitert, sodass er nunmehr ganz 50 Meter in den Münsteraner Himmel reichte. Der Kirchturm erhielt außerdem einen Spitztkuppelabschluss, der ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert hinein erhalten blieb.

Die Lambertikirche Münster und die Täufer

Auch heute noch ist die Lambertikirche Münster weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, denn sie spielte eine besondere Rolle in einem besonders dunklen Kapitel der Münsteraner Stadtgeschichte: In den 1530er Jahren gewann die im niederländischen und deutschsprachigen Raum bestehende Bewegung der Täufer, ein radikaler Zweig der Reformation, in Münster starken Zulauf. Es gelang ihren Anhängern, die Herrschaft der Stadt an sich zu reißen. Das sogenannte „Täuferreich von Münster“ endete 1535 mit der Rückeroberung der Stadt durch den Fürstbischof Franz von Waldeck. Dieser ließ die drei Anführer der Täufer, Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting, verhaften und auf dem Prinzipalmarkt vor der Lambertikirche zunächst foltern und dann hinrichten.

Die Leichname der drei Männer wurden in eiserne Körbe gesteckt – jener, der für Jan van Leiden hergestellt worden war, wog übrigens allein etwa 240 Kilogramm – und als Abschreckungsmaßnahme am Lambertikirchturm aufgehängt. Dies war eine Warnung an die Münsteraner sich nicht noch einmal gegen die Herrschaft der katholischen Kirche aufzulehnen.

Die Lambertikirche Münster vom 19. bis 20. Jahrhundert

Die sterblichen Überreste und die eisernen Käfige verblieben aufgehängt am Kirchturm und letztere sind dort immer noch zu finden. In der Tat sind sie seit ihrer Anbringung nur wenige Male heruntergenommen worden.

So etwa im 19. Jahrhundert, als der Turm aufgrund von baulichen Mängeln im Fundament und seiner im Laufe der Zeit stark gewachsenen Größe und des damit einhergehenden Gewichts einzustürzen drohte. Die eisernen Käfige wurden abgehängt, der Turm abgetragen und durch ein neugotisches, 90 Meter hohes Exemplar ersetzt – dasselbe, das auch heute noch zu bestaunen ist. Übrigens: Dieser Turm wird als kleineres Duplikat des Turms des Freiburger Münsters angesehen und weist außerdem unübersehbare Ähnlichkeit zu den Türmen des Kölner Doms auf.

Im November 1944 wurde der Turm der Lambertikirche bei Luftangriffen schwer beschädigt und zwei der Käfige nach einem Bombeneinschlag in die Tiefe gerissen. Nach Kriegsende wurde auch der dritte Käfig, der ebenfalls schwere Schäden aufwies, heruntergelassen und alle drei Körbe restauriert. Auch der Rest der Kirche trug schwere Kriegsschäden davon, die bis 1959 beseitigt wurden. Zur Freude der Münsteraner von heute und der zahlreichen Gäste, welche die Stadt jedes Jahr besuchen, entschied man sich damals, die Kirche nach historischem Vorbild wiederaufzubauen, anstatt nach zeitgenössischem, und so beispielsweise das Dach als mittelalterliches Hochdach zu rekonstruieren. Allein die neugotische Sakristei erhielt moderne Formen.

Die Lambertikirche und der Löwe von Münster

Beim Betrachten der ereignisreichen Vergangenheit der beliebten Münsteraner Kirche sollte ein Mann nicht ungenannt lassen, der zu Zeiten des Naziregimes eine herausragende Rolle spielte: Der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, 1946 zum Kardinal erhoben, wurde vor allem durch seine öffentlichen Predigten, in denen er die Ideologien und Vorgehensweisen der Nationalsozialisten anprangerte, überregional und international bekannt. Bald schon erhielt der den Beinamen „Der Löwe von Münster“. Von Galen genoss solch hohes Ansehen in Münster und dem Münsterland, dass das NS-Regime davon absah, in zu vernichten, da Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels vermeiden wollte einen katholischen Märtyrer zu erschaffen.

Die Lambertikirche Münster heute

Eine weitere Besonderheit in Zusammenhang mit der Lambertikirche ist, dass sie den höchsten Arbeitsplatz der Innenstadt beinhaltet. Ganz oben im Kirchturm, noch über der Glockenebene, hat die Türmerin Martje Saljé ihre Amtsstube. Das Amt des Türmers ist in Münster seit dem 14. Jahrhundert Tradition. Der Türmer wacht seit Jahrhunderten über die schlafende Stadt und alarmiert die Bürger im Falle eines Brandes oder Angriffs durch Feinde. Seit 2014 hat nun eine Frau dieses Amt inne. Jeden Abend (mit Ausnahme von dienstags) von 21 Uhr bis Mitternacht bläst die Türmerin alle halbe Stunde in ihr Kupferhorn und teilt den Bürgern dadurch mit, dass alles in Ordnung ist und sie in Frieden schlafen können.

Unser Tipp: Besuchen Sie die Lambertikirche einmal in der Dämmerung. Entdecken Sie die drei Lichter, eins in jedem Käfig? Es handelt sich hierbei um eine Lichtinstallation mit dem Titel „Drei Irrlichter“, die der Künstler Lothar Baumgarten anlässlich der skulptur projekte münster im Jahr 1987 erschuf und die nach Ablauf der Kunstausstellung in den Käfigen verblieben.

Stadtführung Münster

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27. April 2024 | 11:00 - 12:30

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27. April 2024 | 16:00 - 17:30

Die St. Lamberti-Kirche in Münster

Informationen zur Lambertikirche

Öffnungszeiten:

Mo.-Sa. 8:00-18:45 Uhr

So.: 9:30-19:00 Uhr

Adresse:

Lambertikirchplatz 1, 48143 Münster

Nachtwächterführung Münster

Führung „Nachtwächter & Co.“

26. April 2024 | 21:00 - 22:30

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27. April 2024 | 21:00 - 22:30