Der Historische Rathaus in Münster

Historisches Rathaus Münster

Das Historische Rathaus von Münster zählt zu den ganz besonderen Blickfängen des Prinzipalmarktes und ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Insbesondere durch seinen sogenannten Friedenssaal ist es weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Einst die Ratskammer des Gebäudes erhielt der Saal seinen Namen in Folge der in Münster abgehaltenen Friedensverhandlungen, die 1648 erfolgreich abgeschlossen wurden und den verheerenden Dreißigjährigen Krieg beendeten.

Der Friedensschluss ist aus einem weiteren Grund von großer historischer Bedeutung, war doch der Dreißigjährige Krieg bis dato der erste Krieg, der mit Mitteln der Diplomatie beendet wurde und nicht durch militärischen Sieg oder Niederlage. Zugleich mit dem Dreißigjährigen Krieg, wurde im Rathaus Münster auch der zu dem Zeitpunkt bereits ganze 80 Jahre andauernde Spanisch-Niederländische Krieg beendet – die Geburtsstunde der modernen Niederlande.

Im Jahr 2015 wurde das Rathaus Münster gemeinsam mit dem der Stadt Osnabrück von der Europäischen Kommission als „Stätte des Westfälischen Friedens“ gewürdigt und mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Der Friedenssaal und das Historische Rathaus Münster sind für Besucher zugängig und ein echtes Highlight auf einer Stadtführung Münster.

Die frühen Jahre im Rathaus Münster

Die Geschichte des Rathauses reicht weit zurück, bis in die frühen Jahre der Entstehung der Stadt. Mit Erhalten des Stadtrechtes 1170 benötigten die Münsteraner Ratsmitglieder und Schöffen einen Versammlungs- und Gerichtsort und so wurde der erste Vorgängerbau des Rathauses errichtet. Zunächst handelte es sich hierbei um ein einfaches Fachwerkgebäude, das später durch ein zweigeschossiges Steinhaus ersetzt wurde.

Außergewöhnlich ist der Standort, an dem das Rathaus von Münster errichtet wurde und wo es bis heute steht: Es befindet sich in direkter Sichtachse zum Bischöflichen Palais und zum St-Paulus-Dom, dem Haus des Bischofs. Dies ist insofern außergewöhnlich, weil es von dem großen Selbstbewusstsein der Münsteraner Bürger des 12. Jahrhunderts zeugt. Denn die Bürger strebten nach Freiheit und dem Recht nach Selbstverwaltung und verliehen ihrem Streben durch die örtliche Positionierung ihres Rathauses Ausdruck. Ihre Nachfolger des 14. Jahrhundert trieben diese, in den bischöflichen Augen, Provokation sogar noch auf die Spitze, als sie das Rathaus um eine prunkvolle Schmuckfassade erweiterten.

Zunächst befand sich das Rathaus Münster noch auf Höhe der Häuserzeile und somit 12 Meter entfernt des Prinzipalmarkts und seiner Markstraße. Jedoch wollten sich die selbstbewussten Münsteraner Bürger zu Beginn des 14. Jahrhunderts nicht länger in eben jener Häuserzeile verstecken. Sie erweiterten ihr Rathaus um eine Bürgerhalle, mit der das Gebäude dann bis an den Prinzipalmarkt heranreichte. Einige Jahrzehnte später, zu Ende des 14. Jahrhunderts, erfolgte dann mit der Ergänzung eines vier Meter langen, in den Prinzipalmarkt hineinreichenden und von fünf Rundpfeilern getragenen Vorbaus ein weiterer Anbau.

Friedenssaal in Münster

Das Rathaus Münster durch die Jahrhunderte

In den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts erfolgten einige Umbaumaßnahmen am Dach des Rathauses. Ursprünglich ruhte auf dem hinteren Teil des Gebäudes ein Satteldach in Nord-Süd-Richtung. Um das Dach dem des vorderen Gebäudeteils anzugleichen, erhielt es ein Giebeldach in Ost-West-Richtung.

Außerdem erhielt das Rathaus einen zweistöckigen Anbau, der ab dem 17. Jahrhundert auch als „Stoveken“, also Stübchen, und ab dem 18. Jahrhundert auch „Winterratskammer“ genannt wurde. Letztere Bezeichnung stammt übrigens daher, dass die große Ratskammer im Winter äußerst schlecht zu heizen war: Während die Ratsmitglieder hinten im Raum froren, verspürten jene in den vorderen Reihen die volle Wucht des Kaminfeuers. Daher ging man dazu über, die Ratssitzungen im Winter häufig in die kleine Kammer zu verlegen.

Zu Ende des 19. Jahrhunderts setzte man ein drittes Stockwerk auf diesen Anbau, jedoch wurde der gesamte Anbau während des Zweiten Weltkriegs beschädigt und nicht wiedererrichtet. Ebenfalls im 19. Jahrhundert kam der Wunsch nach einem städtischen Festsaal im Obergeschoss des Rathauses auf, der mit der Erbauung eines großen Saals mit Tonnengewölbe erfüllt wurde.

Neues altes Rathaus Münster

Im Zweiten Weltkrieg waren am Rathaus Münster schwere Schäden zu verzeichnen, maßgeblich durch den Einschlag mehrerer Bomben im Oktober 1944, infolgedessen das Dach zerstört wurde und das Rathaus vollständig ausbrannte. Durch das fehlende Dach verlor darüber hinaus der Schaugiebel seinen Halt und stürzte in seiner vollen Länge auf den Prinzipalmarkt.

Anlässlich des 300-jährigen Jahrestages des Westfälischen Friedens beschloss man 1948, das Rathaus nach historischem Vorbild wiederaufzubauen. Während des Krieges waren einige Teile der Innenausstattung (Decke, Inventar und Vertäfelung) in Sicherheit gebracht worden. Die kunstvoll gestalteten Fenster und der Kamin wurden jedoch nicht entfernt und dementsprechend durch die Bombeneinschläge zerstört.

Bis die Wiederaufbauarbeiten beginnen konnten dauerte es noch einige Jahre, da es der Stadt Münster nach Kriegsende an finanziellen Mitteln fehlte. 1950 gab die Stadt einer Initiative der Kaufmannschaft das Einverständnis, auch ohne geldliche Unterstützung der Stadt mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Eine eigens dafür eingerichtete Lotterie wurde sowohl von den Münsteranern als auch von Industrie, Handel und Städten außerhalb Münsters so gut angenommen, dass 873.000 Deutsche Mark, ungefähr die Hälfte der Gesamtkosten, gesammelt werden konnten und bereits 1952 Richtfest gefeiert wurde. Abgeschlossen wurden die Bauarbeiten dann 1958.

Bei dem heute zu bewundernden Rathaus Münster handelt es sich nicht um eine originalgetreue Nachbildung des Originals von vor 1944. Der Baukörper wird von Betonträgern gehalten, die Wände bestehen aus Backstein und sind nur nach außen mit dünnen Sandsteinplatten verkleidet. Allein der immer noch eindrucksvolle Prunkgiebel besteht in Gänze aus Sandstein aus den münsterländer Baumbergen.

Dennoch: Die Münsteraner waren und sind stolz auf ihr „Historisches“ Rathaus, dessen Wiederaufbau, seinerzeit auch als „Auferstehung aus den Trümmern“ angesehen, symbolischen Charakter in der Stadt und weit über die Stadtgrenzen hinaus erhielt. Noch heute ist das Rathaus eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten Münsters.

Informationen zum Historischen Rathaus

Adresse:

Prinzipalmarkt 10

Öffnungszeiten:

  • Di.-Fr.
    10.00-17.00 Uhr
  • Sa., So. u. Feiertage
    10.00-16.00 Uhr

Besuch des Friedenssaals

  • Eintritt Einzelpersonen:
    2,50 € bzw. 2,00 €
  • Eintritt Gruppen ab 10 Personen:
    2,00 € pro Person
  • Führungsdauer:
    15 Minuten
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