Pankow – Image-Alarm im Osten
Dem Alter seiner Bewohner nach zu urteilen, steht Pankow in Saft und Kraft: Ende 2008 waren 37,8 % der Bewohner zwischen 35-60 Jahre alt und stellten damit mit Abstand die stärkte Altersschicht dar. Ansonsten herrscht in Pankow mehr die ruhige Gangart, Vorstadtcharme erwartet den Besucher in Pankow: Mittelgroße Häuser, viele Bäume, aufgeräumt, unüberschaubar, ruhig. Wenn der BER tatsächlich kommt und der Tegeler Flughafen schließt, umso mehr. Manche Leute denken bei Pankow alleine an seine Nähe zum Prenzlauer Berg.
Pankows Herkunft
Urkundlich wurde Pankow erstmals im Jahr 1311 erwähnt, vermutlich in irgendeinem Landbuch als ein kleines Dörflein mit ein paar Höfen, einem Krug und so weiter. Heute ist Pankow der bevölkerungsreichste Verwaltungsbezirk Berlins, im Jahr 2001 letztmalig zusammenfusioniert aus den Berliner Bezirken Prenzlauer Berg und Weißensee. 58.984 Menschen wurden hier am 30. Jun. 2013 gezählt.
Und Pankows Name? Kommt von der glazialen Pankerinne, die die gurgelnden Schmelzwässer der Weichseleiszeit hier hinterlassen haben. Pankow entstand im Zusammenhang der deutschen Kolonisation des Barnim um die Mitte des 13. Jahrhunderts, schon sehr planmäßig um einen Dorfplatz herum angelegt.
In dem ‚Bolle reiste jüngst zu Pfingsten‘-Lied macht sich der bumsfidele Berliner Bolle irgendwann so um 1900 in die damals noch Vorstadt Pankow und die Schönholzer Heide auf, um sich mal richtig zu verausgaben:
‚In Pankow gab’s kein Essen, in Pankow gab’s kein Bier, war alles uffjefressen von fremden Leuten hier.‘ Nicht mal ’ne Butterstulle hat man ihm reserviert – Touristenalarm in Pankow, wer hätte das gedacht, doch dann: ‚aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert …‘ Na siehste.
Pankow ab 1945
Ende ‘45 fiel der Boomerang des Krieges mit Macht auf Pankow zurück, die Ostfront marschierte als Landoffensive der Roten Armee zurück ins Reich. In der Prenzlauer Promenade/Binzstraße lieferten sich Rotarmisten mit dem deutschen Volkssturm erbitterte Gefechte.
Im Jahr 1950 wurde die Kronprinzen/Viktoriastrasse, einst Wohnsitz für Industrielle, nach dem schwermütigen Avantgarde-Dichter Wladimir Wladimirowitsch Majakowski umbenannt. Der formulierte Sätze wie diese: Euer Traum im Hirn ist verweichlicht bereits,wie ein fetter Lakai auf dem speckigen Sofa […]‘ und schoss sich mit 37 Jahren aus Liebeskummer ins Herz. Und nun wurde im Namen dieses Rebellen das Boulevard des Bürgertums zur Nachbarschaft der ersten SED-Garnitur: Walter Ulbricht, Erich Honecker, Wilhelm Pieck (Mitbegründer der SED, einziger Präsident der DDR), Johannes Becher (ersann die Hymne ‚Auferstanden aus Ruinen‘, später Kulturminister), sie alle wohnten im streng bewachten Villenviertel Majakowski-Ring. Konrad Adenauer nannte seine Kollegen im Osten sehr köllsch und sehr verächtlich die ‚Herren in Pankoff‘.
Sonderzug nach Pankow
Und im Jahr 1983 servierte Udo Lindenberg dem Staatsratsvorsitzenden Honecker den Song „Sonderzug nach Pankow“, weil der ihm der Auftritt vor Ostberliner Fans verweigerte. Der Rocker nannte ihn eiskalt ‚Honey‘, und verhöhnte ihn als Heuchler: ,… Ich weiß, tief in dir drin, bist Du eigentlich auch’n Rocker. Du ziehst dir doch heimlich auch gerne mal die Lederjacke an. Und schließt Dich ein auf’m Klo und hörst West-Radio …‘
Nicht gerade viele Wege führen den Berliner heute nach Pankow, wenn er dort nicht gerade wohnt. Es ist einfach nicht so viel los. Die DDR-Rockband ‚Pankow‘ besang im Jahr 1989 einmal die ‚Langeweile‘, so ganz allgemein. Denn langweilen kann man sich schließlich überall, eine Frage der Einstellung – und die kann sich in Berlin bekanntlich ganz schnell ändern …
Pankow, wir sind sehr gespannt!