Die Roaring Twenties und die Geburt des Berliner Chics
Zwischen den beiden großen Kriegen entwerfen die Berliner Ateliers nicht nur eine neue Mode, sondern auch ein ganz neues Frauenbild.
In den 1920er Jahren entwickelte sich das Konfektionsgewerbe zum drittgrößten Wirtschaftsfaktor und erfreute auf diese Weise nicht nur die Berliner Modeliebhaberinnen, sondern auch die zahlreichen arbeitssuchenden Schneiderinnen der Stadt.
Was man zwischen den beiden großen Kriegen auf Berlins Straßen fortan sehen konnte, war für diese Zeit aufregend klar und spektakulär nüchtern: Die selbstbewusste Großstädterin trug schnurgerade, schmale Spaghettiträger-Kleider, die mal durch Fransen, mal durch eine Federboa, in jedem Fall aber durch einen feschen Bubikopf aufgepeppt wurden. Andere stiegen gleich vom Kleid in die Hose und verwirrten die Männerwelt in ihren hoch taillierten, weitausgestellten ‚Marlene-Hosen‘. Und die richtig Mutigen erschienen gleich ganz im Frack.
Die Modeschöpfer selber traten dabei eher in den Hintergrund; wichtiger war das neue Frauenbild, das die Massenmedien begierig aufgriffen und ihrerseits mitformten: Neben den Hochglanzbildern rauchender Frauen mit Wasserwellen-Frisur der Berliner Modefotographin Yva (Else Simon) waren es insbesondere die Filme der UFA und der Babelsberger Filmstudios mit ihren Stars – allen voran Marlene Dietrich – , die den ‚Berliner Chic‘ stilisierten und in die Welt hinaustrugen.