Die Humboldt Universität zu Berlin – Freiheitliches Forschen mit historischen Hindernissen
An Berlins ältester Universität wurde längst nicht immer so unbedarft geforscht wie heute. Außerdem war die strategisch günstige Stelle inmitten des ‚Forum Fridericianum‘ lange Zeit für royale Zwecke reserviert.
Tatsächlich entsprang Berlins älteste Universität erst dem dritten Anlauf bei der inhaltlichen Besetzung der strategisch so günstigen Stelle inmitten des ‚Forum Fridericianum‘, an der sie sich befindet. Ursprünglich sollte hier die Residenz für den preußischen ‚Soldatenkönig‘ Friedrich II. errichten werden, doch anstelle des Schlosses entstand hier zunächst ein bemerkenswert geräumiges Palais für den jungen Prinzen Heinrich von Preußen.
Sieben Jahre nach dem Tod des Prinzen wurde dann auf Initiative des liberalen Bildungsreformers und Sprachwissenschaftlers Wilhelm von Humboldt wurde im Jahr 1809 gegründet und schon im Oktober des Folgejahres startete mit einigen Lehrveranstaltungen das allererste Wintersemester im universitären Palais. Humboldt schwebte nichts weniger als ein neues Bildungssystem in Preußen vor, mit einer engen Verbindung von Forschung und Lehre, das neben einer freiheitlich betriebenen Wissenschaft um ihrer selbst Willen letztlich der Persönlichkeitsformung dienen sollte.
Die Machtergreifung der Nazis zerstörte diese freiheitlich-friedvolle Forschungsambitionen ebenso endgültig wie der Krieg den größten Teil der universitären Bausubstanz. Nur wenige Gebäudeteile wie das Treppenhaus im östlichen Kopfbau blieben im Original erhalten, der Rest wurde nach historischem Vorbild wieder aufgebaut.
Auch im Kalten Krieg kam das freiheitliche Forschen an der Humboldt-Uni nicht recht in Gange. Nachdem die Universitätsleitung im Jahr 1948 mehreren Studenten ohne ordentliches Rechtsverfahren die Zulassung zum Studium entzogen hatte, forderten viele Studenten eine freie Universität, welche der regierende Bürgermeister Ernst Reuter zusammen mit den Amerikanern und der Zeitung ‚Der Tagesspiegel‘ tatsächlich noch im selben Jahr und unter diesem Namen im amerikanischen Sektor in Dahlem gründete. Die Friedrich-Wilhelm-Universität besann sich in diesem Zusammenhang zwar ihres ideellen Gründers und nannte sich nach dem liberal-fortschrittlichen Initiator fortan Humboldt-Universität, fügte sich sonst aber weitgehend den Zeichen der sozialistischen Zeit.
Die Humboldt-Uni hat zahlreiche berühmte Wissenschaftler hervorgebracht: Gleich im ersten Jahr der Nobelpreisverleihungen 1901 erhielt der niederländische Chemiker Jacobus Henricus van ’t Hoff eine Auszeichnung. Weitere nobelpreisgekrönte Humboldt-Chemiker waren Emil Fischer, Walther Nernst und Otto Hahn. Und im Jahr 1902 würdigte man Theodor Mommsen als ersten deutschen Nobelpreisträger für Literatur. Ganz besonders hat sich die älteste Berliner Universität jedoch in der Physik hervorgetan: Gleich 29 Forscher, die mit der Universität wissenschaftlich verbunden waren, erhielten die höchste Auszeichnung, darunter Albert Einstein und Max Planck. Heute befinden sicb die mathematisch-naturwissenschaftlichen Institute übrigens etwas stiefmütterlich ausgelagert in Adlershof im Südosten der Stadt.